Obwohl der kalte Krieg zu Ende war, stiegen die militärischen Bewegungen im Luftraum um und über Österreich auf ein hohes Niveau an.
Ursache dafür war anfangs einerseits der Golfkrieg, und bis heute primär der Konflikt in Ex-Jugoslawien.
Neben genehmigten Überflügen kommt es aber immer wieder zu nicht genehmigten Überflügen.
Jedes Jahr müssen daher durch unsere Luftstreitkräfte 20 - 30 luftpolizeiliche Einsätze zur Identifikation bzw. zur Durchsetzung von Flugverboten geflogen werden.
Desert Shield / Desert Storm
Am frühen Morgen des 2.August 1990 überschritten irakische Infanterie- und Panzerverbände die Kuwaitische Grenze und hatten wenig später das kleine Scheichtum unter vollständiger Kontrolle. Schon wenige Stunden später Verurteilte der Sicherheitsrates der Vereinten Nationen mit der Resolution 660 den Einmarsch.
Am 6. August wurden mit Resolution 661 wirtschaftliche Sanktionen gegen den Irak erlassen - eine große Anzahl weiterer Resolutionen sollte folgen.
Am 7. August begannen die Vereinigten Staaten mit der Verlegung von Streitkräften in die Region - die Operation Wüstenschild unter der Schirmherrschaft des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen begann. Es war eine der größten militärischen Massierung nach dem zweiten Weltkrieg.
Als Mitglied der Vereinten Nationen und unter dem Eindruck der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates genehmigte Österreich Überflüge im Zuge der Aktion.
Insgesamt führten die USA vom 7.August 2000 bis zum 7 Juni 2001 insgesamt 18.466 Lufttransporte durch und beförderten so 509.129 Personen und 594.730 Tonnen Fracht. Hinzu kamen Transporte der anderen teilnehmenden Nationen (z.B. England, Frankreich).
Ein Teil dieser Flugbewegungen passierte auch den österreichischen Luftraum.
Ex-Jugoslawien
Vergleichbar die Situation nach der Resolution 743 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Am 21. Februar 1992 veranlasste die Jugoslawienkrise die Vereinten Nationen zur Etablierung der "United Nations Protection Force" (UNPROFOR) in Bosnien.
Im Dezember 1995 übertrugen die Vereinten Nationen die militärische Verantwortung der UNPROFOR-Aufgaben an die NATO-geführte "Implementation Force" (IFOR).
IFOR stezte gemäß dem Dayton-Abkommen Sicherheitszonen durch und führte 230.000 Bewohner in vormals umkämpfte Gebiete zurück. 36 Nationen (darunter Österreich) kamen im Rahmen der IFOR zum Einsatz. Das IFOR-Mandat endete am 20. Dezember 1996.
IFOR wurde abgelöst von der Stabilisation Force (SFOR), welche die militärischen Aufgaben, im Rahmen der Streitkräftetrennung und der Bildung einer sicheren Umgebung zum Aufbau neuer ziviler Strukturen, übernahm.
Da ein Mandat des UN-Sicherheitsrates vorlag und Österreich zivil und militärisch an den Operationen teilnahm, wurden auch Truppenverlegungen durch Österreich und Überflüge des Bundesgebietes für diese Operationen gestattet.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit rollte dieser "Bosnien-Shuttle" der NATO durch Österreich.
Bis Mitte Februar 1996 wurden 177 Bahntransporte, davon allein 153 von US-Streitkräften. 145 Straßentransporte, davon 104 von den USA, die übrigen von Deutschland, Finnland, Tschechien, Belgien, Großbritannien und Dänemark mit mehr als tausend Lkw und 1.900 Soldaten.
Weitere 9.000 Soldaten wurden in 500 Bussen durch Österreich transportiert und über den Köpfen wurde von 3.900 Flugzeugen Personal und Material verlegt.
Und auch Hubschrauber verlegen regelmäßig über Österreich von und nach Bosnien.
Drehscheibe für NATO-Luftstopps zum auftanken ist der Bundesheer-Fliegerhorst Langenlebarn.
Langenlebarn stellt dabei Sprit zur Verfügung und wenn bei extremem Schlechtwetter kein Weiterflug möglich ist, auch Quartier und Verpflegung.
Auf der gleichen Basis finden bis heute auch Überflüge für KFOR Operationen statt - hierfür bildet u.A. die UN-Resolution 1244 die Grundlage.
Dass es dazwischen immer wieder zu Versuchen kommt, auch nicht genehmigte Flugzeuge "durchzuschummeln" ist verständlich.
Einige Beispiele:
- Juni 1992: Identifikation eines "getarnten" Militärluftfahrzeuges, das "im Schatten" eines angemeldeten Fluges Österreich überqueren wollte
- Oktober 1993: Dokumentation eines widerrechtlichen militärischen Einfluges von bewaffneten Kampfflugzeugen aus Richtung Süden (siehe Kasten unten)
- Juni 2000: Dokumentation eines sogenannten "Erlkönigs" ohne Hoheitsabzeichen mit militärischer Zulassung, der keine Überfluggenehmigung hatte (Herkunft: Naher Osten)
- Juni 2001: Unterbindung unerlaubter militärischer Flüge einer zivilen italienischen Fluggesellschaft (siehe Kasten ganz unten)
- April 2002: Identifikation eines amerikanischen Militärflugzeuges, das den vorgeschriebenen Funkkontakt zur Luftraumüberwachung nicht aufnahm
"Hase und Igel" oder
"Wie man sich mit alten Draken zwei F-16 fängt!"
Die Dokumentation eines widerrechtlichen militärischen Einfluges von zwei bewaffneten Kampfflugzeugen aus Richtung Süden am Mittwoch den 27.Oktober 1993 über Tirol, kann als klassisches Beispiel herhalten, dass es entgegen den Aussagen so mancher Politiker und Heeresgegner doch möglich ist schnelle Jets bei Luftraumverletzungen zu erwischen.
Gegen 13:45 sind zwei F-16's nach Norden unterwegs, und drehen um 13:48 - als sie offenbar die Draken-Rotte über Tirol entdecken, oder vor ihr gewarnt werden - auf Westkurs und senken die Flughöhe unter die Erfassungshöhe des Goldhaube-Systems.
Die ausländischen Piloten wissen genau, dass der Draken nur für 45 Minuten Sprit hat.
Mit ihren F-16 könenn sie aber eineinhalb bis zwei Stunden in der Luft bleiben.
Die Zeit spielt also für sie, es gilt nur ein bisschen zuzuwarten.
Für etwa 10 Min. verschwinden die F-16's von den Schirmen und tauchten erst 5 Minuten nachdem die Draken-Rotte mangels Treibstoff auf Heimatkurs gegangen ist wieder auf - mit Nordkurs direkt vor der Österreichischen Grenze.
Was den F-16's bisher verborgen blieb, waren zwei weitere Draken, die zum selben Zeitpunkt, als die erste Rotte den Luftraum verließ, Position in Tirol bezog - auf wesentlich geringerer Flughöhe und zwischen den Bergen vor Radarerfassung geschützt.
Kaum eine Minute nachdem die F-16's in den Österreichischen Luftraum eingeflogen waren, hatten sie schon Begleitung durch die Draken des Bundesheeres....
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Durch die Schallmauer
Der aufsehenerregenste Abfangeinsatz der letzten Jahre, war der aufgrund einer zivilen Boeing 737 am 7. Juni 2001.
Auf der Jagd nach dem Flugzeug, dass mehrmals zwischen einem norditalienischen und einem polnischen Militärflugplatz pendelte, und nicht die erforderliche Genehmigung für einen militärischen Überflug besaß, durchstießen zwei Draken des Bundesheeres die Schallmauer- was auch entsprechenden medialen "Knall" verursachte.
Während die Boeing von Süden kommend bei Sopron kurz wieder in den Ungarischen Luftraum einflog, mussten die Draken auf Verfolgungsjagd den ungarischen Luftraum mit hoher Geschwindigkeit umfliegen um das Flugzeug im Seewinkel stellen und identifizieren zu können.
Ergebnis war ein kurzer Überschallflug, unterhalb der sonst üblichen ÜS-Minimalhöhe von 10.000m, und ein lauter Überschallknall der in der Gegend um Wr.Neustadt, Mattersburg, Eisenstadt gut zu vernehmen war.
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