9/11 |
Nachdem die ersten Fakten über Vorgänge, die zu den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon geführt haben, bekannt wurden konnten Konsequenzen aus den Analysen der Vorgangsweise der Terroristen gezogen werden.
Alarmrotte (+ 1 Reserveflugzeug) in Einsatzbereitschaft am Fliegerhorst Linz/Hörsching
Foto: © Bundesheer
Scharfe Sidewinder-Raketen einsatzbereit neben dem Sandsackbunker.
Die verheerenden Anschläge des 11.September 2001 haben Luftstreitkräfte auf der ganzen Welt zu erhöhter Aufmerksamkeit bei Problemen im Zivilluftverkehr veranlasst.
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Ein Hauptaugenmerk sollte sowohl auf Flugzeuge gelegt werden, die Probleme mit der Kommunikation und/oder mit dem Transponder aufweisen oder sich auch abseits der vorgesehenen Flugroute bewegen.
Am 13.September 2001 versetzte Verteidigungsminister Herbert Scheibner die Draken-Abfangjäger in Alarmbereitschaft.
Sowohl südlich des Alpen-Hauptkammes - in Graz/Thalerhof und Zeltweg als auch nördlich - in Linz/Hörsching - wurden je drei Draken mit scharfer Kanonenmunition und Sidewinder-Luft/Luft-Raketen bewaffnet und die Piloten versehen seither Bereitschaftsdienst.
Am 25. September 2001 wurden die Draken das erste mal aufgrund einer 9/11-Situation aktiviert.
Die Fluglotsen der zivile Flugsicherung "austro-control" versuchten mehrmals vergeblich mit einer Boeing 737 der Fluglinie "Air Berlin", die sich auf dem Weg von Belgrad nach Berlin befand, Kontakt aufzunehmen.
Um 10:16 Uhr verständigte "austro-control" das Military Control Center in der Wr. Schnirchgasse, welches um 10:20 den Einsatz der Alarmrotte in Linz/Hörsching befahl. Fünf Minuten und 40 Sekunden später waren die Draken in der Luft und fingen die B737 um 10:36 über dem nördlichen Niederösterreich ab. Etwa zum selben Zeitpunkt reagierten die Piloten erstmals wieder auf Funksprüche.
Es brauchte keine lange Analyse des Vorfalles um zu der Ansicht zu gelangen, dass 20 Minuten ungestörter Flugzeit einfach zu lange waren.
Eine verkürzte Befehlskette wurde etabliert und die Befehlsgewalt für Abfangeinsätze, die vorher beim Verteidigungsminister bzw. beim Generaltruppeninspektor gelegen hatte, direkt der Luftraumüberwachungszentrale in der EZ/B (Einsatzzentrale Basisraum) übergeben. Als weiterer Schritt wurde der Prioritätsbereich für Abfangeinsätze noch weiter vor die Staatsgrenze gelegt, der Zeitpunkt für eine etwaige Alarmierung käme somit um einiges früher.
Der nächste ähnliche Vorfall passierte am 15.Oktober 2001. Wie schon Wochen vorher reagierte auch diese Maschine nicht auf Funksprüche. Zumindest die verkürzte Befehlskette bewies ihre rasche Reaktionsfähigkeit und alarmierte augenblicklich zwei Draken, die sich zu diesem Zeitpunkt für Übungszwecke bereits in der Luft befanden. Nach nur 2 Minuten Überschallflug fingen die beiden Draken die MD-88 der tükischen Charterlinie "Onur", die sich auf dem Weg von Edinburgh nach Bodrum befand, ab.
Ein weiterer Vorfall der selben Art ereignete sich 14 Tage später, am 29.Oktober 2002. Eine Boeing 737 der Jugoslawischen JAT auf dem Weg von Paris CDG nach Belgrad konnte nicht über Funk erreicht werden.
Zwei Draken aus Graz/Thalerhof fingen die Maschine binnen Minuten in einer Flughöhe von 33.000ft ab und eskortierten sie zur Grenze.
Bis einschließlich 4. Oktober 2002 kam es seit dem 11.September 2001 zu insgesamt 25 Alarmstarts.
Der bisher letzte Vorfall betraf eine Maschine des Typs DC-10 mit einer zivilen US-Registrierung. Auf dem Weg vom Emirat Qatar mit Destination Stuttgart hat der Pilot nach eigenen Angaben sein ursprünglich militärisches Kennzeichen auf Weisung ändern müssen(!) obwohl im Flugplan der Hinweis Gefahrenguttransport im Zuge von "Enduring Freedom" aufgeschienen war.