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7) LINEBACKER

B-52 Crew-Mitglied an seinen Instrumenten.
Foto: USAF

In Produktion ab 1968 war die AGM-78 Standard eine wesentlich leistungsstärkere Anti-Radar-Rakete als die "Shrike". Die wesentlichen Merkmale waren ein über 100kg schwerer Gefechstkopf und eine Reichweite von über 100km.
Foto: USAF Um optimale Stör-Resultate zu erzielen flogen EB-66 genau getimte Orbits.

Die Angriffe der B-52 Stratofortress im Zuge der Linbacker-Kampagne waren die schwersten Luftangriffe seit dem 2.Weltkrieg.
Foto: USAF

Beispiel eines Chaff-Korridors zur Radarstörung
Foto: Martin Rosenkranz

Die bemerkenswerten Entwicklungen im Bereich der elektronischen Abwehr betraf - bezüglich ihrer Wirksamkeit - jedoch nur kleine Kampfjets. Die riesigen B-52 Bomber waren kaum zu schützen. Anfang der 70er Jahre war das Beste was SAC für die B-52 aufstellen konnte die so genannte "Phase V ECM Suite" bestehend aus drei Sensoren, 15 Jammern, zehn Chaff-Dispensern und sechs Flare-Dispensern - alles jeweils auf einer B-52 und bedient von einem Offizier für elektronische Kriegsführung. Und trotzdem war es nicht möglich, Fan Song so weit zu stören dass eine B-52 unbehelligt bliebe. Unter optimalen Voraussetzungen waren spätestens 13 Meilen vor dem Fan Song die Jammer nicht mehr ausreichend um die B-52 zu verstecken.

Wirklich zum Problem wurde das erst als Präsident Nixon 1972 die Linebacker Einsätze anordnete - als Antwort auf abgebrochene Waffenstillstands-Verhandlungen von Seiten Nordvietnams. Im Oktober 1972 - im siebenten Jahr des Einsatzes der B-52 in Nordvietnam - ging die erste B-52 aufgrund eines Guideline-Treffers verloren. Bis dahin hatten die B-52 bekannte SA-2 Stellungen umflogen. Diese Taktik war um Weihnachten 1972 nicht mehr möglich. Am 14. Dezember 1972 ordnete Nixon die Operation "Linebacker II" an - es sollte an Luftkriegsintensität alles in den Schatten stellen was Vietnam bis dahin erlebt hatte. In der ersten Nacht von Linebacker II - am 18. Dezember 1972 - griffen insgesamt 129 B-52 in drei Wellen Ziele in und um die intensiv verteidigte Hauptstadt Hanoi und den Hafen Haipong an. Begleitet wurden sie von:

Ohne die unterstützenden Tanker waren in dieser Nacht 326 Flugzeuge im Einsatz.

Ein Electronic Warfare Offizier eines B-52 Bombers beschrieb seinen Einsatz in der ersten Nacht wie folgt: "Als wir uns dem Zielgebiet näherten wuchs die Anzeige für das E/F-Band über die Skala hinaus. Es gab so viel Radar- und Jammeraktivität im Bereich von 2.800MHz bis 3.100MHz, dass die einzelnen Signale ineinander verschwammen. Ich spulte auf der Suche nach Fan Song Signalen manuell durch den Bereich. Als ich eins fand markierte ich den betreffenden Bereich mit einem Farbstift auf dem Bildschirm und setzte je zwei Jammer auf die horizontale und die vertikale Radarkeule. Den Bereich des Raketen-Peilsignal musste ich gemäß Instruktionen schätzen und setzte die restlichen sechs Jammer darauf an. Auf dem Bildschirm konnte ich auch ein A-Band Signal eines Spoon Rest erkennen - und legte meinen A-Band-Jammer darauf. Danach konnte ich nur noch warten - und hielt ständig ein Auge auf den Frequenzbereich zwischen 850MHz und 875MHz, wo die Uplinks für die SA-2s zu erwarten waren."

In der ersten Nacht von Linebacker II startete die nordvietnamesische Fliegerabwehr geschätzte 164 Guidelines. Im Zuge der Iron Hand SEAD/DEAD-Missionen wurden 12 AGM-78 Standard- und 47 Shrike-Anti-Radar-Raketen abgefeuert. Drei der 129 B-52 wurden abgeschossen, zwei weitere wurden beschädigt, eine A-7 der Navy wurde ebenfalls von einer SA-2 getroffen und eine F-111 ging aus unbekannten Ursachen verloren.

Um der Fliegerabwehr die Zeit zum Nachladen nicht zu geben, wurden in den folgenden Tagen die Geschwader in immer geringeren Abständen über die Ziele geschickt. Vergingen am Anfang vier Minuten zwischen den einzelnen Gruppen, wurde in der Folge auf zwei Minuten gekürzt. Insgesamt wurden in den 12 Tagen von Linebacker II 741 Einsätze mit B-52s geflogen. Während dieser Zeit starteten die Nordvietnamesen über 750 Raketen. 15 B-52 wurden von SA-2s abgeschossen, acht unterschiedlich stark beschädigt. Insgesamt feuerten die SEAD/DEAD-Forces 421 Shrike und 49 AGM-78 Standard Raketen ab. Von diesen 470 Raketen trafen drei nachweislich ihr Ziel. In 160 Fällen war ein vorübergehender Sendeschluss des betreffenden Radars das Ergebnis.

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