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1) Einleitung EW Begriffe Die Aufklärer
EP-3E Aries II
Die Kämpfer
EA-18G Growler
Die Geschützten
DASS & Co

DASS & Co - die Selbstschutzsysteme moderner Militärluftfahrzeuge

Das "Defensive Aids Sub System" (DASS) des Eurofighter ortet, analysiert und warnt vollautomatisch vor allen Gefahren aus dem Luft/Luft wie auch Luft/Boden Bereich in einem 360° Sektor, leitet selbsttätig Abwehrmaßnahmen ein und interagiert auch mit anderen Sensoren an Bord sowie über Datenlink auch mit anderen Luftfahrzeugen.
Grafik: www.airpower.at
Selbstschutzsysteme sind aus modernen Militärluftfahrzeugen heutzutage kaum mehr wegzudenken. Der Grund dafür ist nicht so sehr die Sorge um das Wohl der Besatzung sondern viel mehr brutale Ökonomie. Sowohl das Luftfahrzeug als auch die Besatzung ist heutzutage nicht mehr beliebig ersetzbar. Nebst den unmittelbaren Auswirkungen auf den aktuellen Auftrag ist in beiden Fällen für einen adäquaten Ersatz mit mehrjährigen Vorlaufzeiten und enormem Kostenaufwand zu rechnen. Also werden enorme Anstrengungen unternommen um mit Hilfe modernster Sensortechnologien die Auftragserfüllung zu ermöglichen und den Schutz der eigenen Kräfte zu gewährleisten. In ihrer aktuellen Ausformung repräsentieren die vollintegrierten Schutzsysteme der Kampfflugzeuge der letzten Generation den technischen Zenit.

Begonnen hat alles mit dem "Radar Warning Receiver" (RWR). In seiner Urform warnte er den Piloten, wenn Radarstrahlen bekannter Flugabwehrsysteme das Flugzeug trafen.
Inzwischen sind die RWR zu Breitbandempfängern mutiert, welche nicht nur Richtung und Entfernung der Quelle der einfallenden Signale sehr präzise errechnen können, sondern auf Basis einer Signaldatenbank (genannt "Bibliothek") den Typ des Senders sogar bis hin zu seiner aktuellen Betriebsart erkennen können. Der angeschlossene Zentralrechner warnt nicht nur den Piloten sondern informiert auch über die Verteidigungsfähigkeit der Anlage in dem der Pilot auf dem Navigationsschirm den Wirkbereich des gegnerischen Waffensystems angezeigt bekommt.

Ähnliches gilt für den "Laser Warning Receiver" (LWR). Da RWRs immer größere Verbreitung fanden wurde für den Kurzstreckenbereich der Laser zur exakten Messung der Entfernungen ein Mittel der Wahl. Wie auch beim Radar kann auch ein einfallender Laserstrahl entdeckt, analysiert und identifiziert werden. Via "Bibliothek" wird das zugehörige Waffensystem ermittelt und sofort eine Gefahrenanalyse durchgeführt.

Eine noch höhere Herausforderung ist der "Missile Approach Warner". Er warnt den Piloten vor anfliegenden Lenkwaffen welche aufgrund der Signatur des Antriebs (der Abgasstrahl der Lenkwaffe wird "Plume" genannt) der Lenkwaffe identifiziert werden kann. Die Treibsätze der Lenkwaffen können mit dem MAW im ultravioletten Spektrum entdeckt werden. Ermittelbar sind Position und Flugrichtung der Lenkwaffe und es erscheint durchaus realistisch, dass in Verbindung mit RWR und LWR-Daten sowie aus dem Bewegungsprofil der Lenkwaffe aus deren Typ bzw. deren Lenksystem rückgeschlossen werden kann. Diese Informationen sind vor allem für die eingebauten Abwehrmaßnahmen von Nutzen.

Mit Hilfe von "Counter Measures Dispenser" (CMDs) sind Militärluftfahrzeuge in der Lage Stör- und Täuschkörper auszustoßen, welche eine anfliegende Lenkwaffe von ihrem eigentlichen Ziel ablenken soll. Wobei nicht die Menge an ausgestossenen Täuschkörpern, sondern die Wahl des richtigen Täuschkörpers und der ideale Zeitpunkt für dessen Einsatzentscheidend für den Abwehrerfolg sind.


Ein permanent aktiver LWR an einem Merlin-Helikopter. Das System entdeckt, priorisiert und kategorisiert Laser-Entfernungsmesser, Laser-Zielbeleuchter sowie Laser-Leitstahlen für so genannte "Beamrider-Flugkörper".
Foto :Georg Mader

Ein IRCM-System an einem Tranporthubschrauber. Durch abgabe einer pulsiernden Signatur sollen Infrarot-Suchköpfe an der Aufschaltung gehindert werden.
Foto :Georg Mader

Das AES 210 ESM/ELINT-System von ELRISA dient nicht nur als RWR sondern zeichnet Signale zur späteren Auswertung auch auf.

Eine bei Hubschraubern sehr beliebte Stör-Einrichtung ist das "Infra Red Counter Measures" (IRCM) System. Damit sollen den Suchköpfen von Infrarot-Flugabwerlenkwaffen ein möglichst unattraktives Ziel geboten werden. Denn während die Triebwerke des Luftfahrzeugs eine beständige IR-Signatur bereitstellen pulsiert IRCM und soll so die Aufschaltung eines Suchkopfes zumindest verzögern.

Das Äquivalent beim Flugzeug ist das "Towed Decoy" (TD). Hierbei wird vom Kampflugzeug im Flug ein Köder an einem Kabel hinterher gezogen. Über das Kabel wird der TD mit Strom und Daten versorgt und emittiert dann seinerseits Signale mit welchen radargelenkte Lenkwaffen abgelenkt werden können.

Doch nicht nur am Kabel sondern auch in den Flugzeugen werden Störsender eingebaut. Mit Hilfe dieser "Electronic Counter Measures" (ECM) und "Electronic Counter Counter Measures" (ECCM) können einfallende Radarsignale de facto "manipuliert" werden. Ist über den RWR der Sender identifiziert und entsprechendes Know How darüber vorhanden, kann den Anlagen ein falsches Radarbild eingespeist werden. Im Optimalfall wir die eigene Position um viele Kilometer verschoben und das geht bis hin zu einer Darstellung einer Vielzahl falscher Kontakte am Radarschirm des Gegners.

Eine AC-130 stösst "Flares" aus - Täuschkörper zur Abwehr von Infrarot-Lemkwaffen.
Ein Kriegsschiff stösst Täuschkörper zur Abwehr von Lenkwaffen aus.