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Was war geschehen? Am 6.September 1976 hob ein fast nagelneuer MiG-25 Abfangjäger des 513th Jäger Regiments von der Sakharovka Air Base bei Wladiwostok ab. Der Pilot setzte einen Notruf ab und verschwand kurz darauf von den Radarschirmen der Sowjetischen Luftraumüberwachung. Das Flugzeug wurde erst wieder von verdutzten japanischen Fluglotsen entdeckt, als es mit ausgefahrenem Fahrwerk über den Hakodate Airport in Nordjapan flog um eine Landung zu signalisieren. Leutnant Viktor Belenko, der Pilot der Maschine, schlitterte mit seiner Maschine nach einem Reifenplatzer über die Runway hinaus wo sie einige Meter vor dem ILS Localizer zum stehen kam - er hatte noch für 30 Sek. Treibstoff im Tank.
Belenko bat um Asyl und um Kontakt mit der US Botschaft. Die Japaner sperrten ihn ins Gefängnis und verständigten Sowjets und Amerikaner. Was folgte war ein diplomatischer Seiltanz der Japaner, welche von Rechts wegen dazu verpflichtet waren die Maschine dem Eigentümer zurück zu geben.
Trotzdem. So eine Chance kam nie wieder. Die Maschine mit der Bort Nr. 31 war erst im Februar ausgeliefert worden und repräsentierte in all seinen Bestandteilen die aktuelle Leistungsfähigkeit der sowjetischen Militärluftfahrttechnologie. Keiner wusste wie lange man Hand an die Maschine legen konnte, aber man wollte so viel wie möglich herausholen. Während dessen wandten japanische Diplomaten jeden Trick an um die Rückgabe zu verzögern. Man nutzte die Zeitverschiebung zwischen Tokyo und Moskau und arbeitete eine lange Liste an Fragen zu Formalitäten der Übergabe nur nach und nach ab.
Während dessen versuchten US-Techniker der Maschine sämtliche Geheimnisse zu entreißen, welche ohne Testflug möglich waren. Das Smertch-A Bordradar wurde durchgetestet, IFF-Freund/Feind-Kennung, Kommunikation, Datenlink - sämtliche Parameter der Elektronik beinahe wie im Labor abgearbeitet. Sogar Triebwerks-Testläufe und High-Speed-Taxi Tests wurden durchgeführt. Andere Techniker beschäftigten sich mit der Struktur- und Materialanalyse - ein Triebwerk wurde ausgebaut um metallurgische Untersuchungen durchführen zu können. Nach 67 Tagen war die Party aus. Am 21. November 1967 wurde die MiG in Teilen, verpackt in Kisten auf ein sowjetisches Frachtschiff verladen.
Ergebnis der Untersuchung war faktisch eine Entzauberung der MiG-25. Im Elektronikbereich fanden sich noch viele Vakuumröhren anstatt der moderneren Transistoren. Die Reichweite des Radars betrug nur 60 Meilen und es konnte Ziele unterhalb 1.640ft nicht erfassen, erwies sich dafür aber resistent gegen jedwede Störversuche gleich welcher US Maschine. Auch konnten der MiG ein ausgezeichneter Autopilot und gute Datenlinkfähigkeiten attestiert werden.
Die Belenko-MiG - der Reality Check im kalten KriegEnde der 60er Jahre, Anfang der 70er Jahre schockten Weltrekorddaten von MiG-Rekordmaschinen den Westen.Es schien als ob die sowjetische Militärluftfahrtindustrie technologisch weit fortgeschritten war. Die veröffentlichten Kenndaten legten den Schluss nahe, dass unter massivem Einsatz von exotischen Werkstoffen Kampfflugzeuge entwickelt wurden, die denen des Westens weit überlegen waren. Am 27. Oktober 1967 umflog eine MiG 25 -Rekordmaschine einen 1.000km Rundkurs samt 2.000kg Last mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 2.920km/h in knapp mehr als 20Min. Und 1973 stieg eine weitere MiG-25 binnen 4 Min. auf 30.000m Höhe. Für eine Experimentalmaschine wären das durchaus normale Werte gewesen - aber für eine Maschine die an die Truppe ausgeliefert wurde war das mehr als nur beeindruckend. Viktor Belenkos MiG brachte die Mythen wieder zurück in die Realität. Die erwarteten hochtechnologischen Werkstoffe fanden sich in der MiG-25 kaum. Und auch die Verarbeitungsqualität konnte nicht überzeugen. Hand geschweißte Nähte und Nieten, welche in einigen Bereich nicht einmal versenkt waren. Rasch wurde klar, dass die Serienmaschine die Leistung der Rekordmaschinen bei weitem nicht erreichen konnten. Die 30.000m des Rekordes von 1973 relativierten sich in der Serie auf max. 24.000m in etwas über 8 Min. inkl. zwei 2 Luft/Luft-Raketen oder max. 21.000m mit 4 Luft/Luft-Raketen. Die Raketen selbst konnten dann noch max. 27.000m erreichen. Und von den 1.000km mit 2.920km/h blieben bei der Serienmaschine von 1976 gerade einmal 600km Reichweite im Überschallbereich und 1.200km im Unterschallbereich. Dazu kam, dass den Einsatzpiloten Geschwindigkeiten über Mach 2.5 verboten waren, darüber der Pilot sehr leicht die Triebwerke überdrehen konnte und bei Flügen über Mach 2.8 die Triebwerke irreparable Schäden erlitten. |
Die Arbeit von Col. John Marks wirkte sich nicht Nachteilig auf seine Karriere aus, einige Monate später durfte er die Sterne eines Brigadegenerals in Empfang nehmen. Und auch Viktor Belenko bekam was er wollte. Nachdem er monatelang den US Behörden offen über die Fähigkeiten und Mängel seines Flugzeuges berichtet hatte begrüßte US Congress einstimmig, ihn zum Bürger der USA zu machen. In der Sowjetunion wurde er in Abwesenheit durch das höchste Militärgericht für Verrat zum Tode verurteilt. Viktor Belenko lebt heute in Kalifornien.
Grafik rechts: Das Abfang-Problem
Um eine SR-71 bei Mach 3,2 zu erwischen, müsste eine MiG-25 mit Maximalsteigleistung starten, wenn die SR-71 noch 750km entfernt ist.
8 Min. später hätte die MiG-25 eine Höhe von 21.000m erreicht und etwa 185km Distanz hinter sich gebracht.
Die Flugzeuge sind dann noch etwa 110km von einander entfernt und die MiG-25 in Schussdistanz zu dem sich schnell nähernden Aufklärer.
Voraussetzung
A) Die Luftraumüberwachung ist in der Lage eine SR-71 auf Entfernungen von mind. 1.000km zu entdecken um einen Alarmstart zu ermöglichen.
B) Das Ziel - die SR-71 - ändert nicht den Kurs, denn der Abfangjäger könnte ihr nicht folgen - der Korridor in dem die SR-71 kommen müsste ist etwa 350km breit.
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